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“Das letzte Schweigen” ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2010. Es ist das Regiedebüt von Baran bo Odar. Der Film, der Elemente von Krimi, Thriller und Drama ebenso mit Einflüssen von Film noir vereint, beruht auf der Besteller-Romanvorlage “Das Schweigen”. Der Film lebt insbesondere von den hervorragenden Schauspielleistungen der durchwegs hochkarätigen Besetzung.

Das letzte Schweigen
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Zwei pädophile Taten in 23 Jahren lassen einen Zusammenhang finden

1986 lernen sich der ältere Peer Sommer (Ulrich Thomsen) und der wesentlich jüngere Timo Friedrich (Wotan Wilke Möhring) kennen. Die beiden vereint der gemeinsame pädophile Drang. An einem heißen Sommertag wird die 11 Jahre alte Pia (Helene Luise Doppler) ihr Vergewaltigungs- und Mordopfer auf einem Feldweg unweit der mittelgroßen deutschen Stadt. Timo Friedrich beteiligt sich nicht unmittelbar an der Tat, doch wird er durch das Beobachten von Vergewaltigung und Mord zum Komplizen und Mittäter. Entsprechend schweigsam ist die Situation ab da auch. So kommt es, dass Friedrich kurze Zeit darauf wortlos die Stadt verlässt, um möglichst nicht mehr zurückzublicken. Exakt 23 Jahre später kommt es bei der Familie Weghamm zu einem verhängnisvollen Ereignis. Als Resultat eines Streits mit ihren Eltern will die 13-jährige Sinikka (Anna Lena Klenke) den Sportunterricht schwänzen und stattdessen die Kirmes besuchen. Allerdings wird das Mädchen nie mehr nach Hause kommen. Wenig später wird ihr Fahrrad exakt an der Stelle gefunden, wo Jahre zuvor auch das Fahrrad von Pia abgelegt wurde. Dass ein Zusammenhang bestehen muss, ist den Ermittlern schnell klar.

Die geheimnisvolle Tiefe der Gefühlswelt von Tätern und Opfern

Das motiviert vor allem Krischan Mittich (Burghart Klaußner), den Beamten, der beim ersten Mordfall die erfolglosen Ermittlungen übernahm und jetzt die psychischen Schwächen seines jüngeren Nachfolgers David Jahn (Sebastian Blomberg) ausnutzt. Der hatte nämlich zuvor seine Frau verloren und dieser Todesfall traumatisiert den Polizisten noch immer, wirft ihn hin und her zwischen Depression und Hysterie. Doch den wahren Grund für die plötzliche Tat durch den überall beliebten Hausmeister Peer Sommer scheint nur Jahn zu erahnen – es soll eine Botschaft an den damaligen Mittäter Timo Friedrich sein. Der taucht prompt bei Sommer auf, doch für ihn war der damals wortlose Abgang auch ein Versuch, die bisherigen Geschehnisse zu verdrängen. Entsprechend kommen die Schuldgefühle wieder hoch und er sieht keinen Ausweg als den eigenen Suizid. Schnell ist klar, dass es sich um den Täter handeln muss und die Ermittlungen werden abgebrochen. Dass David Jahn einen weiteren Täter vermutet, interessiert niemanden mehr. Doch nicht nur Friedrich haben die alten Geschehnisse wieder eingeholt, ebenso wird die Mutter von Pia, Elena Lange (Katrin Saß), mit den mehr oder weniger verdrängten Ereignissen aufs Neue konfrontiert.

Ein filmisches Meisterwerk mit Eigenständigkeit

Baran bo Odar wagt sich mit sehr viel Feingefühl an die Thematik von pädophilen Neigungen heran. Dabei stehen weniger die polizeilichen Ermittlungen im Fokus als das Seelenleben der Protagonisten. Die quälenden Momente, die Zerrissenheit, durchdrungen von Hoffnung und zunichtegemacht von realistischer Einschätzung. Vieles wird in “Das letzte Schweigen” durch Gestik und Mimik erzählt. Dadurch gewinnt der Film zusätzlich an Kraft, denn die Ausdruckskraft von Gefühlen kann gar nicht so tief und stark in Worte gepackt werden, als dass sie ihnen gerecht werden würden. Die Film Noir Elemente wirken dabei angebracht gefühlsverstärkend, der Zuschauer wird förmlich in das unangenehme Unbehagen, in die düstere Stimmung, hineingezogen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die prachtvollen Bilder einer Sommerlandschaft in den Kornfeldern. Von der Kritik wurde “Das letzte Schweigen” in höchsten Tönen gelobt. Für Filmfreunde ist das Werk zudem ein Genuss, denn der Spielfilm ist weit entfernt von den klischeehaften deutschen Krimiserien, die ansonsten zu sehen sind.